Bisher wurde noch gar nicht auf messtechnische Details eingegangen - z.B. die Frage, wo denn am Kopf überhaupt die Alpha-Wellen gemessen werden sollen, die angeblich eine Trance signalisieren.

Dazu im Rahmen einer knapp 40minütigen Sitzung die Gegenüberstellung des prozentualen Alphawellen-Vorkommens im Vergleich zu allen Wellen (von 0-40 Hz), einmal vorn an der Stirn und dann im Vergleich am Hinterkopf gemessen (mal ganz unwissenschaftlich bezeichnet als "% vorne" und "% hinten"):


Die Unterschiede sind offensichtlich, bei Minute 30 haben wir hier entweder ca. 28 oder 59% Alpha-Wellen, je nachdem, wo man misst.

Und welche Messgröße zieht man überhaupt heran, um das "prozentuale Alphawellen-Vorkommen" zu ermitteln - die Amplitude, also den "Ausschlag" der Wellen, oder deren elektrische Leistung? Hier das unterschiedliche Ergebnis an einem identischen Messpunkt:

 Weiterhin kann man zu ganz abweichenden Ergebnissen kommen, wenn man die zu messenden und vergleichenden Frequenzen dabei in eine unterschiedlich große Zahl von Bänder auflöst:

 

Für die obere blaue Kurve wurde der Frequenzbereich bis 40 Hz in 32 Abschnitte eingeteilt, die dann jeweils verglichen wurden. Bei der unteren Kurve wurden zuvor 1024 Abschnitte gebildet mit der Folge zum Teil deutlich abweichender Ergebnisse.

Und last but not least: alle bisherigen Diagramme dieser Seite weisen die Gemeinsamkeit auf, dass die grafischen Darstellungen stark gemittelt wurden, um Tendenzen so besser deutlich machen zu können. Es wurden jeweils die Durchschnittswerte für 1 Min. errechnet und diese dann zu einer Kurve verbunden. Was sich aber dahinter "in Wahrheit" oder "im Detail" verbirgt, zeigt beispielhaft dieser 10sekündige Ausschnitt ab Minute 5, der lediglich mit 0,1 Sek. gemittelt wurde:



Innerhalb von knapp 3 Sek. zu Beginn der Messung schwankt der Alpha-Anteil zwischen 40 und fast 0%. Das ist innerhalb eines EEGs völlig normal und auch bei einem weit überwiegenden Alpha-Anteil so. Aber was ist denn ein angeblicher Alpha-Anteil oder gar -Zustand wert, wenn zwischendurch sogar immer wieder (nahezu) alpha-freie Perioden auftreten?

Damit will ich es an dieser Stelle bewenden lassen, obwohl der Einfluss messtechnischer Parameter damit längst nicht erschöpft ist.

Die hier vorgestellten Darstellungen haben sich in der Praxis bewährt und sind gut geeignet, um für eine bestimmte Person im Laufe einer Sitzung Entwicklungen und Tendenzen aufzuzeigen. Aber wenn man generelle Behauptungen z.B. zur Bedeutung von Alpha-Wellen in Abhängigkeit von deren statistischem Auftreten aufstellen will, muss man dabei natürlich erwähnen, wo man wie misst - ansonsten sind jegliche Statements ohnehin nur Blabla.

Hat nun jemand schon mal angesichts der Erwähnung und Preisung des Alpha-Zustands gelesen, wie und wo der denn angeblich überhaupt messtechnisch ermittelt wurde? Ich noch nicht. Mit solch unwesentlichen Details gibt man sich offenbar gar nicht erst ab.